Mächtige Felsformationen , hohe Steinspitzen und mittendrin ein großer Stein mit sonderbaren Vertiefungen. Wie Schalen sehen diese aus – so zeigt sich den Wanderern der Igleinsberg in der Gemeinde Prackenbach. Geheimnisvoll seit jeher fordern solche Schalensteine die Deutung heraus. Viele von den seltsam geformten Felsen werden von Sagen und Legenden umrankt.
Einmal war es ein Heiliger der seinen Fußabdruck im Stein hinterlassen hat . Andere Male saß die Heilige Familie auf dem Granitfelsen und „erzeugte“ durch ihre heilige Anwesenheit die Vertiefungen im harten Fels. Aber auch der Teufel kann solches und seine dämonische Schar.
Sie sind weit verbreitetet und der Kult um diese Schalensteine reicht weit in graue Vorzeit hinab. Ob sie nun von Menschenhand gemacht oder natürlichen Ursprungs sind – verehrungswürdig waren die Schalen und Sesseln im harten Stein seit uralten Zeiten.
Im benachbarten Mühlviertel am Berglitzl konnte die österreichische Archäologie an einem elftausend Jahre im Schlamm konservierten Schalenstein Brandspuren sowie Tieropfer – und grauselig genug – Menschenopfer nachweisen.
Archäologische Nachweise um die seltsamen Schalensteine sind uns im Bayerischen Wald nicht erhalten geblieben. Jedoch überliefern Sagen und Legenden vieles aus grauer Vorzeit unserer Heimat.
Nahe Trametsried bei Kirchberg im Wald liegt ein Monolith in freiem Felde. Stoaberg der karge Flurname. Ein paar Büsche und Sträucher weisen den Weg zu mächtigen Felsblock auf der Wiese. Als unser Herr Jesus einst noch auf Erden wandelte hinterliess er Abdrücke seiner Fusspuren . Wie eine Perlenkette zieren sie den Fels . Aber auch der Teufel schläft nicht !
In den Büschen versteckt schlug er mit einer Goaßl auf den wandernden Heiland aus dem Dickicht heraus. Wie der Abdruck eines Blitzstrahles zeichnet sich noch heute der Peitschenhieb im Fels ab.
Einmal sei einer in die Fußabdrücke Christi gestiegen, hätte aber bald nicht mehr seine Füße herausgebracht bis er endlich das Kreuzzeichen schlug. Eine Hinweistafel kündet dankenswerterweise von den sagenhaften Ereignissen.
Wieviel Heidnisches ist hier wohlvon der christlichen Interpretation überschrieben worden …
Beim Schalenstein in Igleinsberg in der Gemeinde Prackenbach ist die christliche Kapelle nur einen Steinwurf entfernt. Kesselbodenkapelle der sonderbare Name. Ein Quellheiligtum das Augenleiden lindert ist sie dem Frommen . Und auch allerlei andere Gebrechen sind dem Volksglauben nach hier geheilt worden. Unweit des Schalensteines, der häufig mit Wasser angefüllt ist. „Der wahre Weichbrunn“ nennen solches Wasser in Schalensteinen die Alten im benachbarten Mühlviertel noch heute..
Jede nachfolgende Kultur hat wohl solche Schalensteine verehrt und kultisch genutzt, bis im Zuge der Christianisierung unserer Heimat Heilige aber auch der Teufel die Protagonisten des überirdischen Geschehens um die seltsamen Steine wurden.
So soll bei Bischofsmais am Teufelstisch der Leibhaftige in den dortigen Schalen fröhlich sein Mittagsmal gekocht haben – bis ihn die Glocken der Einsiedelei des seligen Hermann so sehr irritierten, dass er aufgab und auf nimmerwiedersehen verschwand – auf nimmerwiedersehen ?
Da ist eine Sage, wie sie oft nach der Christianisierung den heidnischen Kultstätten angehängt worden ist. Der Opfertisch für die heidnischen Götter wurde durch die christlichen Missionare zum Mittagstisch des Teufels umgedeutet. Wen wunderts da noch, dass am Fuße des Berges Teufelstisch die Wallfahrt Sankt Hermann entstand – eine der ältesten Wallfahrten im Bayerische Wald überhaupt.
Auch die Kelten dürften in vorchristlicher Zeit diese Schalen kultisch genutzt haben – sonderbar heilig waren die Schalensteine schon lange vorher –
lassen wir Heutigen uns von ihrem Zauber auf unseren Wanderungen berühren und von ihrem Geheimnis anregen zum Träumen….
Jakob Wünsch