„Das langgestreckte mächtige Waldgebirge, seit alters her
DER BÖHMERWALD
genannt,bildet mit seinem bayerischen Teil ein untrennbares Ganzes
Obwohl ich erst in der Reife der Jahre diese nur von Mooren und mageren Wiesen unterbrochenen tiefen Wälder kennenlernte und ihren Zauber zu spüren bekam, weiß ich seither, dass diese düstere, menschenarme Landschaft die eigentliche Heimat meiner Seele ist, dass in ihr die tiefsten Wurzeln meines Wesens ruhen. Dieses Bewusstsein erfüllt mich seitdem ganz und gar – mit unwiderstehlicher Gewalt zieht es mich Jahr für Jahr in dieses Land.“
(Alfred Kubin, Phantasien im Böhmerwald)
Die tiefsten Wurzeln der Seele – archetypische Gefilde. Dort wo die Träume wurzeln – dort wo die Mythen wurzeln.
Volkssagen sind ein Hort der Seelentiefe und ihrer Bilder – aber auch der Landschaft und ihrer Jahrhunderte. In mannigfaltiger Verkleidung kommen die uralten Gestalten uns entgegen, wohnen auf Bergen, in Wäldern, aber auch tief in uns drinnen.
Die Sagen und Legenden des Bayer-und Böhmerwaldes stellen einen Schatz dar – einen ungeheueren Reichtum, vergleichbar durchaus dem Corpus des Mythologie des antiken Hellas.
Deshalb spreche ich auch respektvoll von den
>> Mythen des Bayer- und Böhmerwaldes <<.
Mythenforschung – dies ist die Unternehmung, diesen Schatz zu heben und in seinem Reichtum und in seiner Tiefe zu erkennen und zu deuten.
So verbirgt sich hinter manch oberflächlich als Schwanksage oder als Erklärungssage abgetaner Geschichte oft uraltes Erzählgut, uralte Mythologie.
So zu Sankt Hermann, dem sagenumwobenen und wohl ältesten Wallfahrtsort des Bayerischen Waldes – beim HIRMON, wie die Einheimischen ihren Heiligen nennen :
„Einmal verlief sich ein Pferd von der Weide. Als dies der Bauer abends bemerkte, ging er mit drei seiner Knechte fort, es zu suchen. Endlich fanden sie es mitten im Wald. Bald war es eingefangen. Einer der vier Sucher stieg gleich auf den Gaul – und nach und nach auch die drei anderen Männer – bis sie zu viert auf dem Roß sitzen. Als sie aber losreiten wollten, verspürten die Vier einen Stoß und – saßen auf einem alten, halbverfaulten Baumstamm. Für diese Nacht ließen sie das Pferdesuchen sein.“
(Nach Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen).
Diese Sage – in unserer Gegend als Schwanksage abgetan – hat stärkste Anklänge an den mittelalterlichen Sagenkranz um die vier Söhne des Grafen HAIMON von Dordogne, wie ich sie von Gustav Schwab und Ludwig Tieck und ausgesprochen anschaulich aus meiner Zeit in Belgien kenne. Im Mittelpunkt des Interesses dieses umfangreichen Sagenkreises steht das RIESENROSS BAYARD, auf dem die vier Haimonskinder den Nachstellungen des christlichen Kaisers Karl des Großen entkommen.
„Forschungsreisen “
durch die archetypische Welt der Bayer- und Böhmerwald – Mythologie
„Der wahre Forscher im Geiste sieht
ein URBILD unter jeder VERWANDLUNG,
er sieht, dass jede neue Form deren Grundcharakter EWIG wiederholt – mit allen Einzelheiten, Zielen und Hindernissen.“
Ralph Waldo Emerson ( 1803 – 1882 )
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Foto Startseite: Japangarten in Augsburg
-siehe auch unter TEXTE ARCHIV –
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Mythenforscher Jakob Wünsch
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